Do, 28.11.2024 — IIASA
In einer neuen Studie haben Wissenschafter des IIASA und der Columbia University festgestellt, dass bestimmte Regionen der Erde von extremen Temperaturen durchwegs stärker betroffen sind, als es die modernen Klimamodelle für die gegenwärtige Erwärmung vorausgesagt haben. Die Studie liefert die erste weltweite Karte dieser regionalen Klimagefahrenzonen.*
Angesichts der kontinuierlichen Zunahme der Durchschnittstemperaturen in den letzten Jahrzehnten wirft der jüngste Anstieg rekordverdächtiger extremer Hitzewellen die Frage auf, inwieweit Klimamodelle adäquate Schätzungen der Beziehungen zwischen Veränderungen der globalen Durchschnittstemperatur und regionalen Klimarisiken liefern können. Die Studie, die soeben im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde, liefert die erste weltweite Karte der Hochrisikogebiete [1].
"Es geht hier um extreme Trends, die das Ergebnis physikalischer Wechselwirkungen sind, die wir noch nicht ganz verstehen dürften", erklärt Kai Kornhuber, Ersttautor der Studie und Themenleiter für Wetterextreme und Klimadynamik im IIASA-Programm Energie, Klima und Umwelt. "Diese Regionen werden zu temporären Treibhäusern". Kornhuber ist auch Assistenzprofessor für Klima an der Columbia Climate School.
In der Studie werden die Hitzewellen der letzten 65 Jahre untersucht und Gebiete identifiziert, in denen die extreme Hitze deutlich schneller zunimmt als die typischen Temperaturen der warmen Jahreszeit insgesamt. Dies führt häufig zu Höchsttemperaturrekorden, die wiederholt gebrochen wurden. Diese extremen Hitzewellen sind vor allem in den letzten fünf Jahren schlagend geworden, wenngleich einige bereits in den frühen 2000er Jahren oder davor auftraten.
Zu den am stärksten betroffenen Regionen gehören Zentralchina, Japan, Korea, die arabische Halbinsel, Ostaustralien sowie Teile Südamerikas und die Arktis. Das intensivste und beständigste Signal kommt jedoch aus Nordwesteuropa, wo eine Folge von Hitzewellen zu rund 60 000 Todesfällen im Jahr 2022 und zu 47 000 im Jahr 2023 beitrug. Diese ereigneten sich unter anderem in Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden. Abbildung.
Im September dieses Jahres wurden in Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden neue Höchsttemperaturrekorde aufgestellt. Auch in vielen Teilen des Südwestens der Vereinigten Staaten und in Kalifornien wurden bis weit in den Oktober hinein Rekordtemperaturen gemessen.
Abbildung. Veränderungen im Bereich der Höchsttemperaturen zwischen 1958 und 2022.( Lizenz cc-by-nc) |
In diesen Regionen steigen die Extremtemperaturen schneller an als die durchschnittlichen Sommertemperaturen, und zwar in einem Tempo, das weit über dem liegt, das die modernen Klimamodelle in den letzten Jahrzehnten vorausgesagt haben. Das Phänomen tritt jedoch nicht überall auf; die Studie zeigt, dass der Temperaturanstieg in vielen anderen Regionen geringer ausfällt, als die Modelle vorhersagen würden. Dazu gehören weite Gebiete im nördlichen Zentrum der Vereinigten Staaten und im südlichen Zentrum Kanadas, innere Teile Südamerikas, große Teile Sibiriens, Nordafrikas und Nordaustraliens.
"In den meisten Gebieten werden die heißesten Tage des Jahres etwa gleich schnell warm wie typische Sommertage, was das vorherrschende Signal des Klimawandels ist, und in einigen Gebieten sogar langsamer. In den von uns aufgezeigten Hotspots haben sich die heißesten Tage jedoch besonders schnell erwärmt, was verschiedene Ursachen haben könnte. An manchen Orten könnten bestimmte Wettermuster, die eine Hitzewelle auslösen, häufiger auftreten, oder das Austrocknen des Bodens könnte die heißesten Temperaturen verstärken - es wird wichtig sein, diese spezifischen lokalen Faktoren zu entschlüsseln", sagt Koautor Samuel Bartusek, Doktorand an der Columbia University.
"Aufgrund ihrer beispiellosen Charakteristik sind diese Hitzewellen in der Regel mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen verbunden und können katastrophale Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Vegetation und die Infrastruktur haben", ergänzt Kornhuber. "Wir sind nicht darauf vorbereitet und können uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen."
Diese Studie ist ein wichtiger erster Schritt zur Bewältigung der sich abzeichnenden Risiken durch extreme und noch nie dagewesene Hitze, indem Regionen identifiziert werden, die in der Vergangenheit mit einem rasch ansteigenden Risiko konfrontiert waren, und indem quantifiziert wird wieweit Modelle fähig sind diese Signale zu simulieren.
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[1] Kai Kornhuber, Samuel Bartusek, Richard Seager and Mingfang Ting: Global emergence of regional heatwave hotspots outpaces climate model simulations. PNAS 121,49. December 3, 2024, https://doi.org/10.1073/pnas.2411258121 (cc-by-nc-nd)
*Der Artikel " Mapping the world's climate danger zones" ist am 26.November 2024 auf der IIASA Website erschienen (https://iiasa.ac.at/news/nov-2024/mapping-worlds-climate-danger-zones). Der unter einer cc-by-nc-Lizenz stehende Artikel wurde von der Redaktion möglichst wortgetreu übersetzt. IIASA hat freundlicherweise der Veröffentlichung der von uns übersetzten Inhalte seiner Website und Presseaussendungen in unserem Blog zugestimmt.
Der Themenschwerpunkt: Klima und Klimawandel im ScienceBlog
enthält bereirs mehr als 50 Artikel, die sich vor allem mit Klimamodellen und den Folgen des Klimawandels bis zu Strategien seiner Eindämmung befassen.
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