em. Univ.Prof. Dr. med.univ. Hartmut Glossmann,
Gründer des Institutes für Biochemische Pharmakologie an der Medizinischen Universität (vormals Medizinische Fakultät der Leopold Franzens Universität) Innsbruck und dessen Institutsvorstand von 1984 bis 2009.
Das Institut (nun Department), das bei seinem Amtsantritt lediglich „aus einem Dienstzimmer, ausgestattet mit dem Mobiliar eines theologischen Lehrstuhls bestanden hatte“*, hat Glossmann zu einer international renommierten Einrichtung gemacht. Dies wird u.a. durch eine sehr hohe Zitationszahl der Publikationen des Hauses dokumentiert. Das Department zeichnet sich durch die enge Verbindung von Grundlagen-Forschung und klinischer Forschung aus und hat auch zu einer Reihe von Firmengründungen geführt. Es beherbergt heute u.a. die zukunftsweisenden Forschungsgebiete Pharmakogenetik / Pharmakogenomik und Genetische Epidemiologie, die in Österreich an keiner anderen Stelle existieren.
Hartmut Glossmann (*1940 in Kassel) hat an der Universität Gießen Medizin studiert und das Studium mit einer Doktorarbeit in dem damals noch sehr neuen Fach Biochemische Pharmakologie 1966 abgeschlossen (1968 Preis der Universität Gießen für die beste Doktorarbeit). Nach klinischer Ausbildung in Köln, Herborn und in der größten Landpraxis in Hohen Vogelsberg übte Glossmann das Ius Practicandi als Allgemeinmediziner aus. Berufsweg
1968 – 1970 | DFG-Stipendiat amMax-Planck-Institut für Biochemie in München-Martinsried (Adolf Butenandt, Jürgen Engel, Robert Huber) |
Themen | Methoden der Proteinchemie und zur Strukturaufklärung von Proteinen |
1970 – 1973 | Postdoc am NIH (Bethesda/MD, USA) bei D.M. Neville jr. und K.J. Catt. |
Themen | Charakterisierung von (Glyko)Proteinen der Plasmamembranen (Na/K-Cotransporter) |
1975 | Habilitation im Gesamtfach Pharmakologie |
1976 | C3-Professor am Rudolf-Buchheim-Institut für Pharmakologie in Gießen (Ernst Habermann) Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie |
Themen | Signaltransfer: Erforschung der Elementarprozesse von der Bindung eines Signals (Hormon, Neurotransmitter) an spezifische Rezeptoren bis zu den nachfolgenden zellulären Targets |
1984 | Facharzt für klinische Pharmakologie |
1984 – 2009 | o.Prof an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck. Gründung des Instituts für Biochemische Pharmakologie |
Themen | Ionenkanäle (L-Typ Calciumkanal) , Cholesterin (Postsqualen)-Biosynthese, Sigma-Rezeptoren, Entdeckung der molekularen Ursachen für das Smith-Lemli-Opitz-Syndrom, Vitamin D |
1989 | Gastprofessor für Pharmakologie und Zellphysiologie an der Universität Cincinnati, USA |
1999 – 2002 | Gastprofessor an der Medizinischen Fakultät der Universität Padua (Italien) |
Thema | Entwicklung eines Internationalen Doktoratsstudiums für Molekulare und Zelluläre Pharmakologie |
2008 - | Beteiligung am Aufbau des Medizinstudiums der Medizinischen Fakultät der Privaten Universität im Fürstentum Liechtenstein |
Forschungsinteressen und Veröffentlichungen
Glossmann hat mit seinen Arbeiten, Buchkapiteln und (Lehr)Büchern u.a. zu Membranrezeptoren, Ionen-Kanälen, Biosynthese von Cholesterin und darin auftretenden Defekten Geschichte geschrieben. Seine Publikationsliste im „Web of Science“ enthält 371 Arbeiten, die im Schnitt jeweils rund 40 Mal in anderen Arbeiten zitiert wurden. Damit gehört Glossmann zu den meistzitierten österreichischen Wissenschaftern.
Auszeichnungen
1979 | Ludwig-Schunk-Preis der Medizinischen Fakultät der Justus-Liebig-Universität Gießen |
2003 | Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse |
2007 | Anerkennungsschreiben des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung, Johannes Hahn, für weltweit am meisten zitierte österreichische Wissenschaftler – gemeinsam mit Fred Lembeck |
* https://www.i-med.ac.at/ibp/docs/Philippu_Geschichte-und-Wirken_360-370.pdf