FotoQuest GO - Citizen Science Initiative sammelt umfassende Daten zur Landschaftsveränderung in Österreich
FotoQuest GO - Citizen Science Initiative sammelt umfassende Daten zur Landschaftsveränderung in ÖsterreichDo, 21.09.2017 - 05:42 — IIASA
Vorgestern war der Start der Citizen Science Initiative FotoQuest GO. Das Ziel dieses vom IIASA geleiteten Projekts ist es Beobachtungen über Landnutzung und Landbedeckung in ganz Österreich zu sammeln, um daraus eine detaillierte und aktuelle Datenbank zu erstellen. Solche Daten sind die Basis für nachhaltige Städteplanung, Klimawandelforschung, Naturschutz und Wassermanagement. Mit Hilfe des GPS des Smartphones navigiert die FotoQuest GO-App an den Ort, zu dem Landschaftsdaten fehlen, und hilft anschließend, die notwendigen Fotos und Informationen abzuspeichern und hochzuladen.*
Am 19. September 2017 startete die Fotoquest GO, eine Citizen Science-Initiative, deren Ziel es ist die Änderung der Landnutzung in ganz Österreich festzustellen und ein Community-basiertes Monitoring zu etablieren.
FotoQuest GO ist ein Projekt des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse (IIASA), wird durch das vom ERC geförderte CrowdLand Projekt (GA No. 617754) unterstützt und ist Teil der Geo-Wiki Plattform. Partner sind GLOBAL 2000 und das österreichische Umweltbundesamt. Die von den Wissenschaftlern des IIASA gereinigten und analysierten Datensätze können auf der Geo-Wiki Webseite zur freien Verwendung heruntergeladen werden.
Mit der für einen Zeitraum von drei Monaten anberaumten Initiative soll ein umfassender Datensatz über die Landnutzung und die Landbedeckung in Österreich gesammelt werden. Die Teilnehmer werden dazu gebeten spezielle Orte aufzusuchen, mittels der FotoQuest GO-App (die für Android und iPhone verfügbar ist) zu fotografieren und auch die Art der Landbedeckung zu identifizieren - Ackerland, Wiesen, Wälder, Straßen oder Gebäude. Abbildung1.
Abbildung 1.Beispiele für Landbedeckung (links) und Landnutzung (rechts). (Quelle: LUCAS-Studie. Defining land use, land cover and landscape. cc-by-nc)
Derartige Daten sind wichtig, da in Österreich täglich rund 150 000 m2 Boden in Flächen für Wirtschaft, Wohnen, Erholung oder Verkehr umgewandelt werden. Dabei müssen fruchtbare Böden, Artenvielfalt und natürliche CO2-Speicher Asphalt und Beton weichen - dies bedeutet, dass die ökologischen Funktionen des Bodens praktisch völlig verloren gehen.
Bodenversiegelung…
"Die Versiegelung des Bodens kann das Risiko für Überschwemmungen, für Wasserknappheit unfruchtbare Agrarflächen und Hitzewellen in den Städten erhöhen" sagt IIASA Forscher Steffen Fritz, der die Citizen Science Projekte des IIASA leitet. "Um die Auswirkungen derartiger Veränderungen in unserem Land verfolgen zu können und mitzuhelfen die Vielfalt der Natur für zukünftige Generationen zu erhalten, haben wir FotoQuest Go entwickelt: mittels der FotoQuest Go App können uns Bürger helfen wertvolle Daten über veränderte Landnutzung in Österreich zu sammeln."
…Auswirkungen des Klimawandels
sind in Österreich (dem Sitz von IIASA) und auch in der ganzen Welt bereits deutlich sichtbar. Einem langfristigen Trend folgend war dieser Sommer einer der heißesten in Österreichs Geschichte: in den seit 251 Jahren laufenden Wetteraufzeichnungen fanden die elf heißesten Sommer alle nach dem Jahr 2000 statt. In diesem Jahr begannen die Hitzewellen früher als im Durchschnitt und dauerten auch länger. Dazu kamen in Österreich Überschwemmungen, Murenabgänge und Starkregen. „Die Klimaveränderung ist bereits voll da em Gange und wir müssen entschlossene Maßnahmen treffen, um katastrophale Folgen in der Zukunft abzuwenden. Als Citizen Scientists können wir alle mithelfen bessere Daten über Landnutzung und Landbeschaffenheit zu erhalten, um den vor uns liegenden Herausforderungen gewachsen zu sein“, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher bei GLOBAL 2000.
Die FotoQuest Go Studie
soll die Daten zu ergänzen, die im Rahmen der EU-Initiative Land Use and Coverage Area frame Survey (LUCAS) gesammelt werden. Die Erhebung der EU Daten ist kostspielig und da diese nur alle drei Jahre stattfindet, kann sich in der Zwischenzeit viel ändern. Die Orte der FotoQuest Go entsprechen den offiziellen Messpunkten der LUCAS -Studie - dies erlaubt eine direkten Vergleich von FotoQuest und LUCAS Daten und damit eine Beurteilung der Qualität der von den Bürgern gesammelten Daten. Abbildung 2.
Abbildung 2. FotoQuest GO: 9000 Lokationen sind auf ganz Österreich verteilt (Quelle; http://fotoquest-go.org/ )
FotoQuest Go ist ein Nachfolge-Projekt der FotoQuest Austria Initiative im Jahr 2015, in welcher 12 000 Bilder an 2000 Plätzen in ganz Österreich gesammelt worden waren. Die Ergebnisse wurden im wissenschaftlichen Journal Remote Sensing veröffentlicht [1] und zeigten deutlich, dass Citizen Science Initiativen Datensammlungen aufwerten und/oder die Kosten von Projekten wie LUCAS senken können. Allerdings zeigte es sich, dass die Citizen Scientists in derKlassifizierung einiger Arten von Landbedeckung unsicher waren, dagegen sehr erfolgreich Oberflächen wie bebaute Gebiete und Straßen einordneten. Ein großes Problem war auch mangelnde Motivation alle Messpunkte zu erreichen. Von den insgesamt 9000 Lokationen der LUCAS Studie hat die FotoQuest Austria Kampagne nur 2000 besucht und die meisten der entlegeneren Orte fehlten.
Mit der neuen Kampagne hoffen die IIASA Forscher bessere Ergebnisse als 2015 zu erhalten und auch die Motivation der teilnehmenden Hobby-Wissenschafter zu steigern. FotoQuest Go verspricht für jede an einer Lokation erfolgreich abgeschlossene Untersuchung einen Euro.
Wie die FotoQuest Go Untersuchung abläuft,
ist in Abbildung 3 dargestellt. Mit Hilfe des GPS des Smartphones navigiert die FotoQuest GO-App an den Ort, zu dem Landschaftsdaten fehlen, und hilft anschließend, die notwendigen Fotos und Informationen abzuspeichern und hochzuladen.
Abbildung 3. Mit der FotoQuest GO App Orte aussuchen, Bilder von der Landschaft machen und ein paar kurze Fragen beantworten. (Quelle: http://fotoquest-go.org/#go)
“Wenn ein Teilnehmer seine Eingaben dann hochlädt, folgt eine Empfangs-Bestätigung. Die Eingaben werden anschließend auf ihre Qualität geprüft und bei entsprechender Eignung wird dem Teilnehmer 1,-€ gutgeschrieben. Der Ort wird dann von der Karte der FotoQuest-App gelöscht”, erklärt Tobias Sturm von IIASA die Funktionsweise der von ihm entwickelten App.
Beim Wandern oder Sport in der Natur kann mit FotoQuest Go etwas für den Umwelt- und Klimaschutz getan werden!
Reference
[1] Laso Bayas JC, See L, Fritz S, Sturn T, Perger C, Dürauer M, Karner M, Moorthy I, et al. (2016). Crowdsourcing In-Situ Data on Land Cover and Land Use Using Gamification and Mobile Technology. Remote Sensing 8 (11): e905. DOI:10.3390/rs8110905.
* Der von der Redaktion aus dem Englischen übersetzte, für den Blog adaptierte Text stammt von der am 19. September2017 auf der Webseite des IIASA erschienenen Pressemitteilung “ Citizen science targets land-use change in Austria" http://www.iiasa.ac.at/web/home/about/news/170919-FotoQuestGo.html . Die Abbildungen wurden von der Redaktion beigefügt: 2 und 3 stammen von der Webseite des FotoQuest GO Projekts http://fotoquest-go.org/#go , Abbildung 1 von der Homepage des EU-LUCAS Projekts. IIASA hat freundlicherweise der Veröffentlichung von Inhalten seiner Website in unserem Blog zugestimmt.
Weiterführende Links
CrowdLand (Harnessing the power of crowdsourcing to improve land cover and land use information) European Research Council (ERC) ERC Consolidator Grant 617754
Homepage von FotoQuest GO
FotoQuest GO Video (Deutsch) 1:43 min.
FotoQuest GO App