Bildung ist die Grundlage des menschlichen Fortschritts - Demograf Wolfgang Lutz erhält den weltweit höchstdotierten Preis für Bildungsforschung

Bildung ist die Grundlage des menschlichen Fortschritts - Demograf Wolfgang Lutz erhält den weltweit höchstdotierten Preis für Bildungsforschung

Fr, 26.092024 — IIASA

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Icon Politik & Gesellschaft Vor 5 Jahren ist im ScienceBlog ein Artikel des Demografen Wolfgang Lutz erschienen, der zeigt, dass ein höherer Bildungsstand zu einem verbesserten Gesundheitsbewusstsein führt und dies wiederum zu einer Erhöhung der eigenen Lebenserwartung sowie der Lebenserwartung der Kinder. Für seine Forschungen über die Rolle der Bildung als Motor für nachhaltige Entwicklung wurde der emeritierte Wissenschafter am International Institute of Applied Sciences (IIASA), der auch wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Professor an der Universität Wien ist, mit dem weltweit höchstdotierten Bildungspreis ausgezeichnet.*

Abbildung. Die Yidan-Medaille. Auf einer Seite ist eine Kiefer abgebildet, die aus einem Bergfelsen wächst: ein Symbol für Bildung, deren immergrüne Zweige sich auch unter den schwierigsten Bedingungen ausbreiten können. (Bild: Wikipedia By Joeysdy - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65440140.)

Wie wirkt sich der Bildungsstand einer Bevölkerung langfristig auf soziale, ökonomische und ökologische Entwicklungen aus? Wie wirkt sich Bildung auf die Fähigkeit einer Gesellschaft aus, sich an den Klimawandel anzupassen? Und welche Rolle spielt die Bildung für die Gleichstellung der Geschlechter und den sozialen Aufstieg?

Die begehrteste Auszeichnung im globalen Bildungssektor

Diese grundlegenden Fragen stehen seit Jahrzehnten im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von Lutz. Seine mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichneten Forschungen haben maßgeblich dazu beigetragen, Bildung als zentrale Variable bei der Analyse des Klimawandels zu etablieren. Nun wurde er mit dem hoch angesehenen Yidan-Preis geehrt. Mit 1,7 Millionen Euro freien Projektmitteln und einer zusätzlichen Dotierung von 1,7 Millionen Euro ist der Yidan-Preis die höchste Bildungsauszeichnung der Welt.

"Ich hatte das Privileg, Wolfgang Lutz seit Jahrzehnten als hochgeschätzten Kollegen und herausragenden Sozialwissenschaftler zu kennen", so OeAW-Präsident Heinz Faßmann in einer Glückwunschbotschaft an Lutz, der ordentliches Mitglied der Akademie ist. "Mit seinen Beiträgen zu großen internationalen Forschungsprojekten hat er das Fachgebiet der Demographie wesentlich geprägt und das Ansehen Österreichs in der Welt erhöht. Darüber hinaus hat er sich wirkungsvoll für die Bildung als wesentliches Element der nachhaltigen Entwicklung eingesetzt und damit politische Entscheidungen beeinflusst. Im Namen der OeAW gratuliere ich ihm zu dieser wohlverdienten Anerkennung."

Finanzierung des Aufbaus von Forschungskapazitäten in Afrika und Asien

"Bildung ist die Grundlage des menschlichen Fortschritts. Meine Forschung wird politischen Entscheidungsträgern auf der ganzen Welt Erkenntnisse über den Multiplikatoreffekt von Bildung für eine nachhaltige Zukunft liefern. Ich hoffe, dass ich die Projektmittel des Yidan-Preises nutzen kann, um die Entwicklung von Forschungskapazitäten in Afrika und Asien zu unterstützen und mich auf Bildung als den Schlüssel zur Stärkung der Resilienz zu konzentrieren", sagt Preisträger Lutz.

Der Generaldirektor des IIASA, John Schellnhuber, übermittelte Lutz ebenfalls seine Glückwünsche. "Ich freue mich, meinem geschätzten Kollegen Wolfgang Lutz zur Verleihung des Yidan-Preises herzlich gratulieren zu können. Seine bahnbrechenden Arbeiten in den Bereichen Demographie, Bildung und Systemanalyse haben unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungsdynamik und Bildungssystemen revolutioniert. Diese Anerkennung unterstreicht die globale Wirkung seiner Forschung."

Zu den Gratulanten zählt auch Sebastian Schütze, Rektor der Universität Wien. "Ich freue mich für Wolfgang Lutz, dass er diese renommierte Auszeichnung erhält. Die Auszeichnung macht deutlich, dass Wolfgang Lutz international als ausgewiesener Demografie-Experte anerkannt ist", fügt Schütze zu.

Bildung als zentrale demografische Variable in der Bevölkerungsprognose

Als Demograf und Sozialstatistiker war Lutz einer der ersten Forscher, der die greifbaren globalen Auswirkungen von Bildung, Humankapital und nachhaltiger Entwicklung aufzeigte. Sein Ansatz, das Bildungsniveau einer Bevölkerung über lange Zeiträume zu analysieren und dessen Auswirkungen auf demografische und soziale Entwicklungen zu untersuchen, etablierte den Faktor Bildung - neben Alter und Geschlecht - als Schlüsselvariable für Bevölkerungsprognosen in der internationalen Forschung.

Lutz ist Gründungsdirektor des Wittgenstein-Zentrums für Demographie und Globales Humankapital, einem Joint Venture zwischen dem IIASA, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Wien. Er ist außerdem Mitglied eines Expertenteams der Vereinten Nationen und war Autor des globalen Nachhaltigkeitsberichts "The Future is Now" im Jahr 2019.

Zahlreiche Auszeichnungen

Lutz wurde für seine herausragenden Arbeiten mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter ist der Wittgenstein-Preis des Wissenschaftsfonds FWF sowie zwei Advanced Grants und ein Proof-of-Concept Grant des ERC (European Research Council). Zuletzt wurde er mit dem Wissenschaftspreis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft 2023 ausgezeichnet. Außerdem ist er einer der wenigen Österreicher, die Mitglied der US National Academy of Sciences sind. Seine Arbeiten, die in mehr als 293 wissenschaftlichen Artikeln und 27 Büchern veröffentlicht wurden, sind weltweit anerkannt und haben die demografische Forschung maßgeblich beeinflusst.

Der Yidan-Preis wurde 2016 von dem Philanthropen Charles Chen Yidan gegründet, um Beiträge zur Bildungsforschung und -entwicklung zu würdigen. Die Yidan Prize Foundation hat ihren Sitz in Hongkong. Ihr Ziel ist es, Ideen und Praktiken im Bildungsbereich zu fördern, die das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft positiv beeinflussen können.

Über die Yidan Prize Foundation

Die Yidan Prize Foundation ist eine globale philanthropische Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch Bildung eine bessere Welt zu schaffen. Durch ihren Preis und ihr Netzwerk von Innovatoren unterstützt die Yidan Prize Foundation Ideen und Praktiken im Bildungsbereich, die das Leben und die Gesellschaft positiv verändern können.

Der Yidan-Preis ist die weltweit höchste Bildungsauszeichnung, mit der Einzelpersonen oder Teams gewürdigt werden, die einen wichtigen Beitrag zur Theorie und Praxis der Bildung geleistet haben. Er besteht aus zwei Preisen, die zusammen passen: dem Yidan-Preis für Bildungsforschung und dem Yidan-Preis für Bildungsentwicklung. Beide Preise sind darauf ausgelegt, wirksam werden zu können: Die Preisträger erhalten über einen Zeitraum von drei Jahren einen nicht zweckgebundenen Projektfond in Höhe von 15 Mio. HK$, der ihnen hilft, ihre Arbeit auszuweiten, sowie eine Goldmedaille und einen Geldpreis in Höhe von 15 Mio. HK$. Der Projektfond und der Geldpreis werden zu gleichen Teilen an Teams vergeben.

Anm. Redn.: Der Stifter des Yidan Preises, Dr. Charles CHEN Yidan hat selbst erfahren, welchen Unterschied Bildung im Leben eines Menschen machen kann. Mit zwei Abschlüssen: einen Bachelor in angewandter Chemie an der Universität Shenzhen und einen Master in Wirtschaftsrecht an der Universität Nanjing wurde er zum Milliardär.


 *Der Artikel "Wolfgang Lutz is the first Austrian to win the Yidan Prize" ist am 26. September2024 auf der IIASA Website erschienen (https://iiasa.ac.at/news/sep-2024/wolfgang-lutz-is-first-austrian-to-win-yidan-prize). Der Artikel wurde von der Redaktion möglichst wortgetreu übersetzt und durch eine Abbildung und einen kurzen Kommentar ergänzt. IIASA hat freundlicherweise der Veröffentlichung der von uns übersetzten Inhalte seiner Website und Presseaussendungen in unserem Blog zugestimmt.


Wolfgang Lutz im ScienceBlog:

Über Wolfgang Lutz: Wolfgang Lutz

Wolfgang Lutz & Endale Kebede, 25.7.2019: Bildung entscheidender für die Lebenserwartung als Einkommen


 

inge Thu, 26.09.2024 - 17:30