Der Ignaz-Lieben Preis - bedeutender Beitrag zur Förderung der Naturwissenschaften in Österreich

Do, 09.11.2017 - 06:12 — Robert Rosner

Robert RosnerIcon GebietDer Ignaz-Lieben Preis wurde im Jahr 1863 gestiftet, um im damaligen Kaiserreich die Naturwissenschaften zu fördern und Forscher für bahnbrechende Arbeiten auszuzeichnen. In den darauffolgende 72 Jahren gehörten viele der Laureaten der Weltspitze an, einige erhielten später auch den Nobelpreis. Auf Grund der Verfolgung der Stifterfamilie wurde der prestigeträchtige Preis im Jahr 1938 eingestellt und 66 Jahre später - dank der großzügigen Unterstützung von Alfred und Isabel Bader - im Jahr 2004 wieder ins Leben gerufen. Der Chemiker und Wissenschaftshistoriker Robert Rosner hat diese Reaktivierung initiiert; er gibt hier einen kurzen Überblick über Geschichte und Bedeutung des Lieben-Preises (ausführlich in [1]). An die Preisvergabe gekoppelt werden Veranstaltungen zu Themen der Wissenschaftsgeschichte abgehalten: das diesjährige Symposium über "Darwin in Zentraleuropa" findet eben (9. -10. November 2017) statt.

Eine Stiftung „für das allgemeine Beste“

Der Großhändler Ignaz L. Lieben hatte in seinem Testament verfügt, dass von seinem Vermögen 10.000 Gulden „für das allgemeine Beste“ verwendet werden sollten und überließ es seiner Frau und seinen Kindern, zu entscheiden, was mit diesem Geld geschehen werde (Abbildung 1).

Abbildung 1. Ignaz Lieben (1805 - 1862). Großhändler und Mäzen. Das "allgemeine Beste" war nach Meinung seines Sohnes Adolf die Naturwissenschaftenzu fördern.

Als er 1862 starb wurde von der Familie auf Vorschlag eines seiner Söhne, dem 1836 geborenen Adolf, entschieden, dass von dem Betrag 6000 Gulden verwendet werden sollten, um eine Stiftung zu schaffen, die dazu dienen sollte, hervorragende Arbeiten österreichischer Naturwissenschaftler mit einem Preis auszuzeichnen.

Wer war Adolf Lieben?

Adolf Lieben (Abbildung 2.), auf dessen Vorschlag die Stiftung geschaffen wurde, war selbst Chemiker.

Abbildung 2. Adolf Lieben (1836 - 1914). Der "Nestor" der Organischen Chemie in Wien. Er hat das bedeutendste Chemische Institut im Kaiserreich 31 Jahre lang geleitet.

Er hatte sein Studium in Wien bei den Liebig Schülern Josef Redtenbacher und Anton Schrötter begonnen und dann bei Robert Bunsen in Heidelberg abgeschlossen. Danach arbeitete Lieben zwei Jahre bei dem berühmten französischen Chemiker Charles Adolphe Wurtz in Paris. Nach seiner Rückkehr nach Österreich habilitierte er sich im Fach Organische Chemie im Jahre 1861.

Doch es gab zu dieser Zeit für Lieben keine Möglichkeiten in Österreich eine akademische Stellung zu erhalten: aufgrund des 1850 abgeschlossenen Konkordats waren nur Katholiken für einen akademischen Posten zugelassen und Lieben war Jude. Er war zwar dank des Vermögens der Familie weitgehend finanziell gesichert, aber es schien für ihn keine Möglichkeiten zu geben als Wissenschaftler in Österreich zu arbeiten. Auch eine Fürsprache des Dichters Franz Grillparzer, der ein Freund der Familie war, konnte daran nichts ändern.

Es ist umso bemerkenswerter, dass die Familie beschloss, einen großen Teil des Geldes, das Ignaz Lieben „für das allgemeine Beste“ hinterlassen hatte, der Akademie der Wissenschaften zur Verfügung zu stellen, um einen Preis zu stiften, mit dem die beste Arbeit eines österreichischen Naturwissenschaftlers ausgezeichnet werden sollte.

Um weiter wissenschaftlich arbeiten zu können, übersiedelte Lieben wenige Monate nach dem Tod seines Vaters wieder auf ein Semester nach Paris. Dort traf er den angesehenen italienischen Chemiker Stanislao Cannizzaro, der Lieben eine Stelle in Palermo anbot. Obwohl er anfangs zögerte dieses Angebot anzunehmen, entschloss sich Lieben im Herbst 1862 - in Anbetracht der Aussichtslosigkeit für eine akademische Laufbahn in Österreich - zu dem, wie er meinte, großen Abenteuer, die Stelle in Palermo anzunehmen.

1867 wurde Lieben an die Universität Turin berufen, nur ein Jahr nach dem österreichisch-italienischen Krieg von 1866. Als Österreicher stieß Lieben dort anfangs auf großen Widerstand bei Studenten und Kollegen.

Der Krieg von 1866, der mit einer österreichischen Niederlage gegen Preußen endete, führte in Österreich zu tief greifenden Veränderungen. Es kam zur Annahme der neuen Verfassung im Jahre 1867, durch die es auch Nichtkatholiken möglich wurde als Hochschulprofessoren berufen zu werden. Als 1871 die Lehrkanzel für Chemie in Prag frei wurde, erhielt Lieben eine Berufung dorthin. Obwohl sich Lieben inzwischen in Turin sehr wohl fühlte, und Prag ihn wegen der ständigen Reibungen zwischen Tschechen und Deutschen nicht anzog, glaubte er doch, dass er eine Berufung nach Österreich nicht ablehnen könne.

1875 wurde Adolf Lieben nach Wien berufen, um die Leitung des 2. Chemischen Instituts der Universität Wien, des wichtigsten Instituts für Organische Chemie im ganzen Reich, zu übernehmen. Die Berufung erfolgte 1875 am Höhepunkt der Liberalen Ära in Österreich. Es gab daher wenig Widerstand gegen seine Berufung trotz seiner jüdischen Herkunft. Lieben leitete dieses Institut 31 Jahre lang bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1906 und er konnte ganze Generationen von Chemikern ausbilden, die später führende Positionen an anderen Hochschulen übernahmen.

Die Ignaz Lieben Stiftung - erste Stiftung zur Förderung der Naturwissenschaften in Österreich

Der Betrag von 6000 Gulden, mit dem auf Familienbeschluss die Stiftung geschaffen wurde, wurde in 5%ige Pfandbriefe der k. k. österreichischen Nationalbank angelegt. Diese wurden der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften übergeben und sollten immerwährend der Förderung wissenschaftlicher Forschung auf den Gebieten der Physik und Chemie gewidmet sein. Mit den Zinsen sollte alle drei Jahre abwechselnd die Arbeit eines Chemikers oder eines Physikers ausgezeichnet werden. Die Zinsen betrugen also nach 3 Jahren 900 Gulden. Damit man sich ein Bild vom Stellenwert dieses Preises machen kann:

Ein Universitätsprofessor verdiente damals im Jahr etwa 2000 Gulden. Wenn also ein jüngerer Wissenschaftler als Anerkennung für seine Arbeit den Lieben Preis in der Höhe von 900 Gulden erhielt, war es für ihn nicht nur eine Ehre sondern auch materiell von großer Bedeutung.

Die Ignaz Lieben Stiftung war die erste Stiftung, die die noch junge Akademie der Wissenschaften in den 15 Jahren ihres Bestehens erhalten hatte. Es kam in dieser Zeit in Wien häufig vor, dass Angehörige des gehobenen Bürgertums einen Teil ihres Erbes für soziale oder kulturelle Zwecke widmeten. Zur Förderung der Naturwissenschaften gab es jedoch vor der Lieben Stiftung keinerlei Stiftungen. Angeregt durch das Beispiel der Familie Lieben wurden in den folgenden Jahren allmählich auch andere Stiftungen zur Förderung der Naturwissenschaften geschaffen. Aber erst ab 1890 kam es zu einer wesentlichen Erhöhung der Zahl derartiger Stiftungen, die von der Akademie der Wissenschaften verwaltet wurden. Erst dadurch wurde es für die Akademie möglich, eine größere Anzahl Preise für naturwissenschaftliche Arbeiten zu vergeben.

Aufstockungen des Lieben-Preises

Im Verlauf der Zeit wurde die Lieben Stiftung mehrmals aufgestockt: 1898 mit 36 000 Kronen und 1908 mit weiteren 18 000 Kronen.

Die Erweiterung der Ignaz Lieben Stiftung im Jahre 1898 durch die Brüder Lieben Stiftung mit 36 000 Kronen machte es möglich den Lieben Preis jährlich zu vergeben: neben der Physik und der Chemie wurde nun auch die Physiologie als Fachrichtung genannt. Damit erhielt die Lieben Stiftung eine wesentlich größere Bedeutung.

Ein eigenes Kapitel der Lieben Stiftungen war der 1908 gestiftete Richard Lieben Preis, der mit 18 000 Kronen dotiert war. Mit den Zinsen dieser Stiftung sollte alle 3 Jahre eine hervorragende Arbeit eines österreichischen Mathematikers ausgezeichnet werden.

Als durch die Inflation nach dem ersten Weltkrieg die Krone wertlos wurde, beschlossen Fritz und Heinrich Lieben, die Söhne Adolf Liebens, im Jahre 1924 jährlich einen Betrag zu spenden damit der Lieben Preis weiter vergeben werden konnte. Im Inflationsjahr 1924 waren es 10 Millionen Kronen und in den folgenden Jahren bis 1937 1000 Schilling.

Die Schrecken des Jahres 1938 bedeuteten auch das Ende der ursprünglichen Lieben Stiftung. Friedrich Lieben konnte noch flüchten. Sein Bruder Heinrich Lieben wurde kurz vor Kriegsende im Konzentrationslager Buchenwald ermordet.

Die Kriterien

Im Juli 1863 erhielt der Stiftbrief die endgültige Fassung. Darin wurde genau festgelegt, dass abwechselnd der Autor der besten Arbeit auf dem Gebiet der Physik, einschließlich der physiologischen Physik und der Autor einer Arbeit auf dem Gebiet der Chemie, einschließlich der physiologischen Chemie den Lieben Preis erhalten sollte. Weiters hieß es:

„Als preiswürdig sind im allgemeinen nur solche Arbeiten zu betrachten, welche durch neue Entdeckungen die Wissenschaft bereichern oder in einer Reihe bereits bekannter Tatsachen die gesetzmäßigen Beziehungen aufgeklärt haben.“

Preisträger konnten nur Österreicher werden, auch ausgewanderte oder naturalisierte Österreicher.

Die Auswahl sollte von einer Kommission getroffen werden, die von der mathematisch –naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie gewählt wurde. Den Kommissionen gehörten führende Professoren des jeweiligen Fachgebietes an. Die Vorsitzenden waren gewöhnlich Wissenschaftler von großem Ansehen, die oft Kandidaten auswählten, die in ihrer eigenen Fachrichtung bedeutende Leistungen erbracht hatten.

Viele der Preisträger des Lieben Preises wurden später selbst Mitglieder der Akademie der Wissenschaften.

Die Preisträger

Von 1865 bis 1937 wurden insgesamt 55 Forscher ausgezeichnet. Eine Liste der Preisträger findet sich unter [2, 3]. Wenn man sich die Fachgebiete der Laureaten anschaut, so kann man die Forschungsschwerpunkte dieser Zeit unschwer erkennen.

Physik-Preise

Der erste Lieben Preis 1865 war für einen Physiker vorgesehen. Die Kommission beschloss den damals 30 Jahre jungen Josef Stefan mit dem Preis für eine Arbeit auf dem Gebiet der Optik (Doppelbrechung) auszuzeichnen. Auch 6 Jahre später wurde von einer Kommission, der nun auch Stefan angehörte, der Preis wieder für eine Arbeit auf dem Gebiet der Optik (optische Eigenschaften von Kristallen) vergeben, an Leander Dietscheiner.

Die folgenden drei Preise für Physik in den Jahren 1877, 1883 und 1889 bekamen nicht Physiker sondern Physiologen: Sigmund Exner erhielt den Preis zweimal (für das erste Modell eines neuronalen Netzwerkes . Erst 1895 wurde der Lieben Preis wieder an reine Physiker, an Josef Maria Eder für "Wissenschaftliche Photographie" und Eduard Valenta für das "Auffinden von Spektrallinien mit Hilfe der wissenschaftlichen Photographie" vergeben.

Die Kommissionen, die die Preise für physikalische Arbeiten in den Jahren 1901, 1904 und 1907 vergaben, waren offenbar durch Julius Hann, den Professor für Meteorologie und Geodynamik beeinflusst; sein Assistent Josef Liznar erhielt 1901 den Preis für Messungen der erdmagnetischen Kraft , 1904 wurde er an Franz Schwab für eine klimatologische Untersuchung vergeben und 1907 erhielt ihn Hans Benndorf für Untersuchungen der Erdbebenwellen.

Als Ergebnis des wachsenden Interesses für die Kernphysik wurden die Preise in den Jahren 1910, 1913, 1916 und 1919 an Experimentalphysiker vergeben, deren Arbeiten meistens in Zusammenhang mit dem neu gegründeten Radium Institut standen. 1910 an Felix Ehrenhaft ("Elementarladung"), 1913 an Stefan Meyer (Radioaktivitätsforschung"), 1916 an Fritz Paneth ("Radioaktive Tracermethoden") und 1919 an Victor Hess ("Kosmische Strahlung").

Als 1925 Lise Meitner mit einem einhelligen Beschluss den Preis erhielt, wurde diese Wahl mit einem fast prophetischen Satz begründet: Er lautete: „Die Ergebnisse der Untersuchungen bilden die Grundlage für ein tieferes Eindringen in die Erkenntnisse des Atomkernbaus der radioaktiven Substanzen und weitergehend der Konstitution der Grundstoffe“ . Abbildung 3.

Abbildung 3. Lise Meitner erhält den Liebenpreis (Bild: http://www.i-l-g.at/ignaz-lieben-preis/preistraeger/)

Die letzten Lieben Preise für Physik wurden an Wiener Forscher vergeben, 1929 an Karl Przibram (Radiophotolumineszenz), 1934 an Eduard Haschek (Farbenlehre) und 1937 an Marietta Blau und Hertha Wambacher (Kernzertrümmerung).

Chemie-Preise

Der erste Lieben Preis auf den Gebiet der Chemie ging 1868 an Chemiker, die versuchten durch Synthese einfacher Moleküle Strukturfragen zu klären. Der Preis wurde zwischen dem Ungarn Karl Than und dem Lemberger Eduard Linnemann geteilt. In den folgenden Jahrzehnten wurden meistens Arbeiten in Erwägung gezogen, die in Zusammenhang mit der Forschung auf dem Gebiet der Naturstoffchemie und besonders der Alkaloide standen - ab Mitte des 19. Jahrhunderts einem der wichtigsten chemischen Forschungsgebiete in Österreich. 1886 erhielt Zdenko Skraup den Preis für die Chinolin Synthese, die bei der Erforschung der Chinin Alkaloide von großer Bedeutung war, und im Jahre 1892 Guido Goldschmiedt, der Vorstand des chemischen Instituts in Prag, für seine Alkaloidforschung.

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Preise für Arbeiten auf dem Gebiet der Farbstoffchemie vergeben, einem Fachgebiet, das in Österreich lange vernachlässigt worden war, während es ja in Deutschland gewaltige Fortschritte gab. 1902 erhielt Josef Herzig den Preis für Naturfarbchemie und 1908 Paul Friedlaender für synthetische Farben.

Im Jahre 1905 wurde erstmals der Preis für eine physikalisch-chemische Arbeit - Reaktionskinetik - an Rudolf Wegscheider vergeben Als sich in Graz die mikrochemische Schule zu entwickeln begann, erhielt 1911 Friedrich Emich für anorganische Mikroanalyse den Lieben Preis und 1914 Fritz Pregl für organische Mikroanalyse. Doch in der Folge waren es aber immer wieder Organische Chemiker, wie Wilhelm Schlenk oder Ernst Späth, die den Lieben Preis für Chemie erhielten.

Bei der Preisvergabe für Chemie in den Zwanziger- und Dreißigerjahren gab es auch öfters längere Diskussion mit vielen Vorschlägen bevor sich die Kommission einigte. 1930 wurde der Preis für die Passivierung von Metallen an Wolf J. Müller vergeben und 1935 an Armin Dadieu für eine Arbeit über Raman Spektren.

Physiologie-Preise

Die Preisträger für Physiologie wurden aus den verschiedensten Fachgebieten ausgewählt So erhielt Karl v. Frisch die Auszeichnung für seine Arbeiten über die Bienen, Otto Loewi für die Untersuchungen der Nervenübertragung am Herzen oder der Hormonforscher Eugen Steinach für Forschungen über Pubertätsdrüsen bei Säugetieren.

Mathematik-Preise

Der erste Preis wurde 1912 an den slowenischen Mathematiker Josip Plemelj vergeben, der an der Universität Czernowitz unterrichtete und das letzte Mal 1928 an Karl Menger.

Spiegelbild der österreichischen Forschung

In den rund 70 Jahren ihrer Existenz bot die Lieben Stiftung ein wahres Spiegelbild der österreichischen Forschung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Die meisten mit dem Lieben-Preis ausgezeichneten Forscher waren noch jünger [2] und hatten bereits hervorragende Beiträge in ihren Fachgebieten geliefert - Arbeiten, die sie weltberühmt machten, erschienen erst viele Jahre nachdem sie den Lieben Preis erhalten hatten. Dies war beispielsweise bei Liese Meitner der Fall. Oder auch bei den vier Lieben Preisträgern, die später den Nobelpreis erhalten sollten (Abbildung 4): Karl von Frisch bekam den Nobelpreis 52 Jahre nach dem Lieben-Preis, bei Otto Loewi waren es 12 Jahre danach, bei Victor F.Hess 17 Jahre und bei Fritz Pregl 9 Jahre später.

Abbildung 4. Lieben-Preisträger, die später den Nobelpreis erhielten. ( http://www.i-l-g.at/ignaz-lieben-preis/preistraeger/ )

Bei anderen stand der Lieben Preis am Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere. Sie übernahmen dann die Leitung der wichtigsten Institute wie etwa Siegmund Exner, Rudolf Wegscheider oder Ernst Späth, die sie dann Jahrzehnte lang führten und die wissenschaftliche Entwicklung in ihren Fachgebieten so prägten.

Eine Reihe von Preisträgern hatte Methoden entwickelt, die als Grundlage für die verschiedensten Wissenschaftszweige dienten wie die von Josef Eder entwickelte Wissenschaftsfotografie, die Mikrochemie von Friedrich Emich und Fritz Pregl, die Isotopentechnik von Friedrich Paneth oder die photographische Methode für die Kernphysik von Marietta Blau.

Über mehrere Generationen hinweg hat die Familie Lieben die naturwissenschaftliche Forschung in Österreich großzügig gefördert. Das Jahr 1938 bedeutete die Vertreibung der Familie Lieben und das Ende der Stiftung. Von den katastrophalen Ereignissen dieser Zeit waren auch etliche Lieben-Preisträger betroffen.

Die Lieben Stiftung geriet nach dem Krieg in Vergessenheit und wurde erst durch das Lieben Projekt wieder ins Leben gerufen [4], das 2004 durch die Unterstützung von Alfred und Isabel Bader zur Wiederherstellung des Lieben-Preises führte [5]. In Erinnerung an den ursprünglichen Lieben Preis, den Wissenschaftler aus dem österreichischen Kaiserreich erhielten, wird jetzt der neu geschaffene Lieben Preis an Wissenschaftler aus einem der Länder vergeben, die einst zur Österreich-Ungarn - gehörten. Abbildung 5 zeigt das Plakat, mit dem die Österreichische Akademie der Wissenschaften 2004 die erste Ausschreibung bekanntgab: sieben Farben und sieben Sprachen stehen für die Länder Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich.

Abbildung 5. Die erste Ausschreibung des neugeschaffenen Lieben-Preises auf dem Gebiet der Molekularbiologie, Chemie und Physik im Jahr 2004. (Bild: http://www.i-l-g.at/fileadmin/ILG/docs/lieben-plakat-oeaw-scan.jpg) 


[1] Robert Rosner (2004): Adolf Lieben und die Lieben Stiftung. http://www.i-l-g.at/fileadmin/ILG/symposium/2004/Rosner_2004.pdf

[2] Preisträger des Ignaz L. Lieben-Preises: http://www.i-l-g.at/fileadmin/ILG/symposium/2004/Preistraeger.pdf

[3] Lieben-Preis. https://de.wikipedia.org/wiki/Lieben-Preis

[4] Christian Noe (06.12.2013): Das Ignaz-Lieben Projekt — Über Momente, Zufälle und Alfred Bader

[5] Stiftungsurkunde 2003: http://www.i-l-g.at/fileadmin/ILG/docs/Stiftungsurkunde_1.pdf


Weiterführende Links

Artikel von/über Lieben-Preisträger(n) im ScienceBlog: