NASA-Analyse: 2022 war das fünftwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

NASA-Analyse: 2022 war das fünftwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Do, 19.01.2023 — Redaktion

Redaktion

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Nach einer Analyse der NASA war die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde im Jahr 2022 gleichauf mit 2015 die fünftwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Der langfristige Erwärmungstrend der Erde setzt sich fort; laut den Wissenschaftlern des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA lagen die globalen Temperaturen 2022 um 0,89 Grad Celsius über dem Durchschnitt des NASA-Bezugszeitraums (1951-1980).*

Abbildung 1. Globale Temperaturanomalien im Jahr 2022. (NASA Earth Observatory images by Joshua Stevens, based on data from the NASA Goddard Institute for Space Studies)

"Dieser Erwärmungstrend ist alarmierend", sagt NASA-Administrator Bill Nelson. "Unser sich erwärmendes Klima hinterlässt bereits seine Spuren: Waldbrände nehmen zu, Hurrikane werden stärker, Dürren richten Verwüstungen an und der Meeresspiegel steigt. Die NASA verstärkt ihr Engagement, um ihren Teil zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. Unser Earth System Observatory wird hochaktuelle Daten zur Unterstützung unserer Klimamodellierung, -analyse und -vorhersage bereitstellen, um der Menschheit bei der Bewältigung des Klimawandels auf unserem Planeten zu helfen."

Die letzten neun Jahre waren die wärmsten Jahre seit Beginn der modernen Aufzeichnungen im Jahr 1880. Das bedeutet, dass die Erde im Jahr 2022 etwa 1,11°C wärmer war als der Durchschnitt des späten 19. Jahrhunderts.

Die Landkarte in Abbildung 1. zeigt die globalen Temperaturanomalien im Jahr 2022. Das sind nicht die absoluten Temperaturen, sondern um wie viel wärmer oder kühler die einzelnen Regionen der Erde im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980 waren.

Das Balkendiagramm in Abbildung 2. gibt das Jahr 2022 im Kontext mit den Temperaturanomalien seit 1880 wieder. Es sind dies über den gesamten Globus gemittelte Oberflächentemperaturen für die jeweiligen Jahre.

Abbildung 2. Globale Temperaturanomalien seit 1880 bezogen auf den Temperatur-Durchschnitt im Zeitraum 1951 - 1980. (Abweichungen in o C.) NASA Earth Observatory images by Joshua Stevens, based on data from the NASA Goddard Institute for Space Studies

"Der Grund für den Erwärmungstrend liegt darin, dass der Mensch fortfährt enorme Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre zu pumpen, und die langfristigen Auswirkungen auf dem Planeten werden sich fortsetzen", sagt Gavin Schmidt, Direktor des GISS, dem führenden Zentrums der NASA für Klimamodellierung.

Nach einem kurzzeitigen Absinken aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 sind die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen wieder angestiegen. Kürzlich haben NASA-Wissenschaftler, ebenso so wie auch internationale Wissenschaftler festgestellt, dass die Emissionen von Kohlendioxid im Jahr 2022 so hoch waren wie nie zuvor. Mit Hilfe des EMIT-Instruments (Earth Surface Mineral Dust Source Investigation), das letztes Jahr zur Internationalen Raumstation gebracht wurde, hat die NASA außerdem einige Superemittenten von Methan - einem weiteren starken Treibhausgas - identifiziert (siehe dazu: [1]).

Die stärksten Erwärmungstendenzen weist nach wie vor die arktische Region auf: der Temperaturanstieg ist hier fast viermal so hoch wie im globalen Durchschnitt -, so die GISS-Untersuchung, die auf der Jahrestagung 2022 der American Geophysical Union vorgestellt wurde, sowie eine separate Studie.

Gemeinschaften auf der ganzen Welt leiden unter Auswirkungen, die Wissenschaftler in Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane sehen. Der Klimawandel hat Niederschläge und tropische Stürme verstärkt, Dürreperioden verschärft und die Auswirkungen von Sturmfluten verstärkt. Das vergangene Jahr brachte sintflutartige Monsunregenfälle, die Pakistan verwüsteten, und eine anhaltende Megadürre im Südwesten der USA. Im September wurde Hurrikan Ian zu einem der stärksten und kostspieligsten Wirbelstürme, die das US-amerikanische Festland heimsuchten.

Unser Planet im Wandel

Die globale Temperaturanalyse der NASA stützt sich auf Daten, die von Wetterstationen und Forschungsstationen in der Antarktis sowie von Instrumenten auf Schiffen und Bojen gesammelt wurden. NASA-Wissenschaftler analysieren diese Messungen, um Unsicherheiten in den Daten zu berücksichtigen und einheitliche Methoden für die Berechnung der globalen durchschnittlichen Oberflächentemperaturunterschiede für jedes Jahr beizubehalten. Diese Bodenmessungen der Oberflächentemperatur stimmen mit den Satellitendaten überein, die seit 2002 vom Atmospheric Infrared Sounder auf dem Aqua-Satelliten der NASA gesammelt wurden, sowie mit anderen Abschätzungen.

Um zu erfassen, wie sich die globalen Temperaturen im Laufe der Zeit verändern, verwendet die NASA den Zeitraum von 1951 bis 1980 als Bezugslinie. Diese Basislinie umfasst Klimaverläufe wie La Niña und El Niño, ebenso wie ungewöhnlich heiße oder kalte Jahre, die auf andere Faktoren zurückzuführen sind, und stellt sicher, dass die natürlichen Schwankungen der Erdtemperatur berücksichtigt werden.

Viele Faktoren können die Durchschnittstemperatur in einem bestimmten Jahr beeinflussen. So war beispielsweise das Jahr 2022 eines der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen, obwohl im tropischen Pazifik das dritte Jahr in Folge La Niña herrschte. NASA-Wissenschaftler schätzen, dass der kühlende Einfluss von La Niña die globalen Temperaturen geringfügig (etwa 0,06 °C) gegenüber dem Durchschnitt gesenkt haben könnte, der unter typischeren Meeresbedingungen erreicht worden wäre.

Eine separate, unabhängige Analyse der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ergab, dass die globale Oberflächentemperatur im Jahr 2022 die sechsthöchste seit 1880 war. Die NOAA-Wissenschaftler verwenden für ihre Analyse größtenteils dieselben Temperatur-Rohdaten, haben aber einen anderen Bezugszeitraum (1901-2000) und eine andere Methodik. Obwohl die Rangfolge für bestimmte Jahre zwischen den Aufzeichnungen leicht abweichen kann, stimmen sie weitgehend überein und spiegeln beide die anhaltende langfristige Erwärmung wider.

Der vollständige Datensatz der NASA zu den globalen Oberflächentemperaturen bis zum Jahr 2022 sowie alle Einzelheiten mit Code zur Durchführung der Analyse durch die NASA-Wissenschaftler sind beim GISS öffentlich zugänglich [2]


[1] Redaktion, 03.11.2022: NASA: neue Weltraummission kartiert weltweit "Super-Emitter" des starken Treibhausgases Methan

[2] Goddard Institute for Space Studies: GISS Surface Temperature Analysis (GISTEMP v4). https://data.giss.nasa.gov/gistemp


* Der vorliegende Artikel ist als Presseaussendung unter dem Titel " NASA Says 2022 Fifth Warmest Year on Record, Warming Trend Continues" am 12. Jänner 2023 auf der Web-Seite der NASA erschienen

https://www.nasa.gov/press-release/nasa-says-2022-fifth-warmest-year-on-record-warming-trend-continues.. Der unter einer cc-by stehende Artikel wurde von der Redaktion möglichst wortgetreu übersetzt und mit den Abbildungen aus https://earthobservatory.nasa.gov/images/150828/2022-tied-for-fifth-warmest-year-on-record ergänzt.


Weiterführende Links

NASA Goddard: A Look Back: 2022's Temperature Record (12.1.2023), Video 4:41. min. https://www.youtube.com/watch?v=GxXmIgcfFn4&t=4s (Credit: NASA's Goddard Space Flight Center Kathleen Gaeta (Lizenz: gemeinfrei))

Schwerpunktsthema im ScienceBlog. Bis jetzt behandeln mehr als 40 Artikel den Klimawandel - von Modellierungen über Folgen des Klimawandels bis hin zu Strategien seiner Eindämmung; chronologisch gelistet in Klima & Klimawandel


 

inge Thu, 19.01.2023 - 01:15